Kölner Design Akademie - Blog

PRAXISERFAHRUNGEN

Kundenaufträge im Designstudium

Auf den ersten Blick sind reale Design-Projekte exzellente Beispiele praxisorientierten Unterrichts. Die Erfahrung zeichnet jedoch ein anderes Bild.

Fachhochschulen, Akademien und Berufsfachschulen verweisen in ihren Lehrkonzepten immer wieder auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen im Rahmen von Projekten oder die Teilnahme an ausgeschriebenen Wettbewerben.

Projektkooperationen als Frustrationserzeuger

Bei Projektkooperationen übernehmen Unternehmen oder Organisationen die Rolle des Kunden. Ziel der Zusammenarbeit kann zum Beispiel ein Werbeplakat, ein neues Verpackungsdesign, ein Relaunch des Webauftritts oder anderes sein.

Studierende machen Fotos von Produkten und Verpackungen für einen Kundenauftrag Foto: KDA

Vorausgesetzt, die Projektaufträge lassen sich in den Unterrichtsablauf gut integrieren, finden sie zu Beginn bei den Studierenden großen Anklang. Wie in der Berufspraxis üblich, entscheidet nach Ausarbeitung erster Entwürfe/Konzepte der Kunde, in welche Richtung es weitergehen soll. Gehört Frustrationstoleranz zwar immer auch zum Berufsbild, sollte sie aus pädagogischer Sicht aber kein Ergebnis des Unterrichts sein. Die Erfahrung zeigt, dass nur die Studierenden konzentriert am Projekt weiterarbeiten, deren Entwurf durch den Kunden präferiert wurde. Alle anderen Studierenden verabschieden sich aus dem Projekt und damit vom Unterricht.

Ausgeschriebene Wettbewerbe

Anders sieht es bei Kundenaufträgen aus, die als Wettbewerb für Studierende ausgeschrieben werden und zum Gegenstand des Unterrichts gemacht werden. Dies ist eine sehr gute Möglichkeit Praxisprojekte zu bearbeiten und Trends zu reflektieren.

Eingesendet wird zum Schluss das ausgearbeitete Ergebnis. Erscheint man später nicht auf der Gewinnerliste ist dies zwar bedauernswert, aber es war trotzdem eine gute praktische Übung.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Unternehmen und Organisationen, die über genügend finanzielle Mittel verfügen um eine Profiagentur zu verpflichten und trotzdem Studierende quasi beauftragen, unterlaufen den Agentur- und Freelancermarkt. Sie kaufen dort die Designleistung ein, wo sie am wenigsten oder überhaupt nichts kostet und sorgen damit für einen stetig festzustellenden Preisverfall für Designdienstleistungen.

Dies wird oftmals billigend in Kauf genommen, überwiegt doch die Vorstellung, dass auf diese Art Berufserfahrung und/oder Berufspraxis ermöglicht wird. Dies ist jedoch ein Trugschluss! Die Projekte finden in der Regel nicht beim Kunden statt, sondern im Schonraum Schule/Hochschule. Typische Betriebsabläufe, wie beispielsweise die Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen, werden nicht kennengelernt. Auch der Faktor Zeit bzw. das Einhalten der brühmten „Deadline“ spielt bei der Erledigung des Auftrags eine eher untergeordnete Rolle. Fehlentscheidungen oder nicht überzeugende Ergebnisse haben keine Konsequenzen.

Ebenso ist es auf institutionelle Seite äußerst problematisch die Teilnahme an Praxisprojekten mit einer guten Vernetzung im Arbeitsmarkt gleichzusetzen. Dies kann zwar, muss aber nicht so sein. Sich als Einrichtung für kostengünstige Designdienstleistungen einen Namen zu machen hat mit Vernetzung und guter Schule wenig zu tun.

Was leistet ein Praktikum?

Siehe hierzu auch unseren Blogbeitrag „Berufserfahrung im Studium“